Tag 27
Köln
29.09.2016
Zurück
Eine unglaubliche Reise liegt hinter mir.
Quer durch Belgien, Frankreich und durch halb Spanien. In Regen, Wind, Hitze. Unter Sonne und Wolken. Bergan und bergab.- Abenteuer pur. Vollgepackt mit Erlebnissen, Bildern, unwiederbringlichen Eindrücken, die jetzt erst einmal nachwirken müssen.
Danke an alle, die mich mit facebook-likes und -Kommentaren auf dieser Reise begleitet und aufgemuntert haben.
Danke an die Sponsoren und Förderer, die diese Fahrt engagiert unterstützt haben:
dem Team von Foto-Lambertin, Fuji-Film, der ZEG, McTrek ,Vodafone, der Kölnischen Rundschau und Thomas Houf / Abenteuer Welt,
Tag 26
Madrid
Palacio Real
28.09.2016
Zum Schluss Madrid
Ein Tag Sightseeing reicht in keinem Fall.
Breite Straßenschluchten zwischen hoch aufstrebenden weißen Prachtbauten, tausende Schaulustige streben zum riesigen
weißen Palacio Real, der Catedral de la Almudena, essen und trinken das Beste
vom Besten im Mercado de San Miguel und tummeln sich auf der Plaza de la Puerta
Del Sol.
Ziellos wandere ich durch eine der größten Metropolen Europas. Glücklich, hier zu sein und doch wissend, dass ich das jetzt nicht mehr richtig verarbeiten kann.
In der Calle de la Montera
Blick in die Calle Gran Vía
Palacio de Comunicaciones
Puerta del Sol
Plaza de Oriente
In der Calle Felipe vor der Taberna del Alabardero
Im Mercado de San Miguel
Parque Del Retiro
Palacio Real
In der Catedral de la Almudena
Tag 25
Bustarviejo - Madrid
Landschaft bei Bustarviejo
27.09.2016
Letzter Blick
Nur noch einmal halte ich auf dem Weg nach Madrid kurz hinter Bustarviejo an, klettere eine Anhöhe hinauf, setze mich für ein Stündchen und halte ein Stück Landschaft im frühen Gegenlicht fest. Felsig, grau-grüne Hügel unter strahlend blauem Himmel, ein wenig Morgennebel liegt noch in den Tälern, dahinter leuchtet weiß die Horizontlinie.
Eindrücke der ganzen Reise kommen hoch und erfüllen mit Freude und Wehmut.
Tag 24
Aranda de Duero - Bustarviejo
Bei San Mamés
26.09.2016
Über den Berg
Einen Tag lang geht es hoch in die Sierra Guadarrama. Ich bewege mich in der Ribera del Duero, nach rückwärts blickend sieht man noch über die braune Ebene; wellig, vereinzelt Bäume darin, bizarre Felsstücke ragen in den Himmel, grenzen sich im harten Licht klar ab.
Die Sierra kommt immer näher, fast unbemerkt geht es bergan. Immer grüner wird es, Kiefernwald ringsum.
In der Nähe von San Mamés ergibt sich ein Blick über die Ebene, der fast schon kitschig erscheint, Wald, Felder, Kühe unter lockeren Wolken; in den Hügel liegt blau ein See und weit hinten begrenzen die Bergketten den Blick.
Und dann geht es hoch. Auf den Schildern am Straßenrand ist alle paar hundert Meter die Höhe verzeichnet 1100; 1500; ..... 1850. Radrennfahrer quälen sich 17, 18 Kilometer lang die Steigungen hoch, kaum schneller, als würden sie zu Fuß gehen.
Immer wieder gibt es Parkplätze, wo Leute anhalten, um ein Stück unter den Kiefern zu gehen, durch deren Kronen jetzt schräg das Licht fällt und in langen Streifen den dicht stehenden Farn beleuchtet.
Schließlich komme ich in Puerto de Navacerrada an, einem von riesigen Parkplätzen umgebenen Wintersportort, der jetzt unbelebt ist. Die Hotels sind ausgestorben, kaum ein Ausflügler hat sich hierhin verirrt.
Über die letzten Gipfel hinweg schaut man in Richtung Segovia auf flacher werdendes Land und dann geht es bergab.
Über Miraflores de la Sierra gelange ich nach Bustarviejo, wo ich mein letztes Nachtlager vor Madrid aufschlage.
Im Parque Nacional de la Sierra de Guadarrama
Bei Navacerrada
Bei Puerto de Navacerrada
Bei Navacerrada
Bei Honrubia de la Cuesta
Im Parque Nacional de la Sierra de Guadarrama
Tag 23
Embalse de la Cuerda Del Pozo (Soria) - Aranda de Duero
Landschaft bei Langa de Duero
25.09.2016
Nicht denken
Frühes Aufstehen, Zelt zusammenbauen Platz bezahlen; alles, wie gehabt.
Vielleicht hat Dorothe ja recht mit ihrem facebook-Kommentar: "Bei deinen Fotos musste ich an Hape Kerkeling denken und daran, dass er in dieser Landschaft aufhörte zu denken ..."
Was jetzt kommt, ist unbeschreiblich.
Nicht, dass mich die Landschaft nach der gestrigen Fahrt noch überrascht - es ist etwas anderes. Sie zieht mich rein, verwächst mit mir und ich mit ihr.
Denken ausgeschlossen.
Monolithisch hängen die Wolken über dem Land. Stehenbleiben, staunen, glücklich und erschreckt zugleich sein.
Gold-gelb, blau, grün sehen, Formen, Licht - absolute Einsamkeit. Weite.
Zeit, Tag, Stunde, Ort, Essen und Trinken vergessen.
Verloren und zugleich aufgehoben sein.
Blick auf Langa de Duero
Bei Andaluz
Landschaft bei San Esteban de Gormaz
Am Monte Valonsadero bei Toledillo
Landschaft bei Valderrodilla
Am Monte Valonsadero bei Toledillo
Blicck auf Bayubas de Abajo
Landschaft bei Andaluz
Tag 22
Burgos - Embalse de la Cuerda Del Pozo (Soria)
Quintanilla Del Coco
24.09.2016
Eine einsame Fahrt
Wie richtig die Entscheidung war, auf´s Auto umzusteigen, zeigt sich sehr bald. Nach Burgos geht es auf die Hochebene in Kastilien-Leon. Einsame Straßen, beeindruckende Landschaft. Die Felder sind jetzt gelb und braun; abgeerntet und ausgebrannt. In der Ferne sieht man die kleinen Orte wie Inseln im Grün liegen.
Immer wieder halte ich an, packe das Fahrrad aus und fahre, um andere Perspektiven zu bekommenn, ein paar Kilometer querfeldein und hügelan - eine Wohltat ohne Gepäck.
Das Prozedere hat Sinn. Zum einen komme ich an Orte, die ich, auf der geplanten Fahrradroute nie gesehen hätte, Zum anderen ist die Einsamkeit hier oben so eher zu ertragen. Immer wieder stelle ich mir vor, ich säße hier nur auf dem Rad. Über zig Kilometer keine Orte, kein Verkehr - nichts als das Land.
Bei dem Zeitrahmen, der mir zur Verfügung steht, wäre ich verzweifelt.
Das GPS-Gerät ist aus; nur auf Sicht fahre ich langsam über die Ebene, halte wo es mir gefällt; fotografiere, fahre ein bisschen Rad und habe richtig Spaß.
Am Ende lande ich kurz vor Soria am Embalse de la Cuerda Del Pozo,schlage mein Zelt auf und bin zufrieden.
Landschaft bei Quintanilla Del Coco
Rancho bei Cayuela
Landschaft bei Nebreda
Landschaft bei Burgos
Revilla-Cabriada
Abtei Santo Domingo de Silos
Kapelle über Villavieja de Muñó
Die Kathedrale von Burgos
Tag 20 und 21
San Sebastian
Javio
22.und 23.09.2016
Faulenzen, eine unruhige Nacht, eine Entscheidung
Über den 22. gibt es nicht viel zu erzählen. Faulenzen, spazieren gehen, am Strand liegen, Tapas essen, Wein trinken, Sightseeing, eben was alle Touris so machen.
In meinem Vierbettzimmer gibt es jetzt Mitbewohner, einen Deutschen, er ist Filmbeleuchter aus Hamburg und mit dem Zug durch Spanien unterwegs, der andere ein Amerikaner - der spricht nicht, sondern hat Stöpsel im Ohr.
Mitten in der Nacht schrecke ich hoch. Eine junge Frau in Unterwäsche zieht meine Klamotten unter dem Bett hervor und will damit abhauen. Ich halte sie fest, wir zerren an den Sachen; dann sind sie wieder mir. "Sorry", sagt sie nur mit abwesendem Blick, mit ihr zu reden hat keinen Sinn. Immer wieder nur "Sorry". Der Beleuchter und ich sind uns einig: entweder Schlafwandlerin oder drogenabhängig.
Am Morgen sitze ich vor dem Hotel auf gepackten Sachen
Hat es jetzt wirklich noch Sinn, sich auf´s Rad zu schwingen, die Berge mit 30 Kilo Gepäck hochzuhecheln, ein paar Bilder zu machen, wenn noch Kraft da ist?
Zweck der Reise ist und war es ja nicht, sportliche Hochleistung zu erbringen, sondern Land und Leute kennenzulernen und vor allem zu fotografieren.
Die Entscheidung fällt: Die Fahrt wird mit dem Auto fortgesetzt. Wie richtig das war, zeigt der nächste Tag.
Am Nachmittag werde ich es bekommen und habe noch Zeit.
Am Strand arbeitet Javio an einer großen Sandskulptur. Er tanzt, arbeitet, tanzt, animiert die Leute - immer wieder fallen Geldstücke auf die eigens dafür ausgebreitete Decke. Javio wechselt ständig seine Begleitmusik vom Hardrock zum Reggae - arbeitet, tanzt, quatscht. Er baut seine Skulpturen seit über 20 Jahren an allen Stränden Europas und zeigt eine beeindruckende Mappe seiner Werke. Ob ich denn einen Joint mitrauchen würde, fragt er. "Nö", sage ich lahm, "muss noch fahren."
"Schade", meint er, "hätte ein schöner Abend mit uns beiden werden können" und wendet sich wieder seinem Kunstwerk zu.
Ich mache den Sprung nach Burgos.
Tag 19
Biarritz - San Sebastian
San Sebastian
21.09.2016
San Sebastian
Ein letztes Umsehen in Biarritz - weiter geht´s.
Flach ist die Strecke nicht; es geht jetzt immer wieder hoch, aber das macht nichts, hier sind die Steigungsprozente noch nicht so, dass ich absteigen müsste.
In Bidart beobachte ich einige Jakobs-Pilger. Gemächlich gehen sie mit fast einschlafendem Schritt ihres Weges. Davon lerne ich und nehme meine Steigungen jetzt ebenso. Das hilft.
Auf dem höchsten Punkt der Tour angekommen überrascht mich der Blick ins Tal auf Hendaye - unten die Stadt und hinter ihr erheben sich die Pyrenäen im blauen Dunst. Ich setze mich, esse den Blick immer in die Landschaft gerichtet und fühle mich plötzlich ein wenig wie ein Jakobspilger.
Rasend schnell geht es jetzt hinunter in die Stadt. Wären nicht zwei schwer bewaffnete Polizisten am Straßenrand gestanden, hätte ich wohl kaum bemerkt, dass ich jetzt in Spanien bin.
Ich passiere Rentería und bin im Handumdrehen in Donostia - San Sebastian.
Und falle um. Welch ein Leben. Die Ganze Stadt ist auf den Beinen - Jung, Alt, Touristen, Einheimische. Ein irres Gewimmel, ich kriege kaum mein Rad durch die Avenida de Zurriola geschoben, wo schon Massen Schaulustiger auf die Starauftritte des San Sebastian Film Festival warten.
Ich genieße die Stadt, die ich vor 30 Jahren schon einmal besucht habe; damals verliebte ich mich in sie.
Hier ist alles öffentlich. Tausende Bänke stehen an den Straßen und Strandpromenaden. Auf und ab gehen die Menschen, setzten sich auf ein Schwätzchen und flanieren weiter. Und dann geht´s ab in die Bar. Die Theken sind übervoll mit Tapas; du brauchst nur reinzugreifen. Das mache ich mit Wollust.
Stunden später noch ein letzter Blick aus dem Hotelfenster - übrigens ein Surfer-Hotel mit 4-Bett-Zimmern - und dann ist Schluss für heute.
Blick au die Biskaya von Biarritz aus
Der Paseo de Salamanca
Straßenmusiker in San Sebastian
Radwanderer in Bidart
Surfer in San Sebastian
San Sebastian
Blick ins Tal auf Hendaye
In San Sebastian
Schwätzchen halten
San Sebastian - an der Avenida de Zurriola
San Sebastian - Hochzeitsszene am Paseo de Salamanca
Nächtlicher Blick aus dem Hotelzimmer
Tag 18
Mimizan Plage - Biarritz
20.09.2016
In´s Baskenland
Am Morgen sitze ich noch ein wenig am Meer. Einige Leute sind schon da, verharren lange und schauen über den Atlantik in die Ferne. "Was denken die bloß?", überlege ich und bemerke dann, dass ich nichts anderes tue. Denken? Nein. Es ist vielmehr eine Art Meditation - ein den Gefühlen nachgehen - Sehnsüchten unbestimmter Art - Melancholien - sich verlieren. Ich weiß es nicht genau. Ein hin und her zwischen "Fado" und glücklich sein.
Nach einer Stunde reiße ich mich los. Trete rein - 110 Kilometer nach Biarritz liegen vor mir. Irgendwie habe ich es verpeilt, den Weg direkt entlang des Atlantiks zu finden; das bezahle ich mit "Hügel-Fahren". Immer entlang einer Art "Wetterkante". Landeinwärts wolkenbedeckt; in Richtung Atlantik hell und sonnig.
Auf der Strecke sind viele Radwanderer unterwegs - viele auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela in Gruppen oder alleine - man grüßt sich, winkt, in Cafe´s hält man kurze Schwätzchen und weiter geht es.
In Hossegor finde ich den Lac Marin D'Hossegor. Ein wunderschöner Ort, der jetzt im beginnenden Herbst schon ausgestorben wirkt - die Boote sind auf Land gezogen, nur noch Wenige spazieren unter den schattenspendenden Pinien. Ich stelle mir vor, wie übervoll und lebendig das hier im Sommer wohl ist. Pique nique im tiefen Schatten der Bäume Kinderlachen, Bootfahren, Eis schlecken, ein Weinchen trinken..."Na ja, vielleicht ein andermal", denke ich.
Vor mir liegen noch gut 30 Kilometer, die bewältigt sein wollen. Ich durchquere Capbreton mit seinem Hafen und der endlos langen Einkaufsstraße, die richtig voll ist.
Dann kommt meine "Flamme rouge", die ist bei mir immer 10 Kilometer vor dem Ziel. Da weiß ich dann, dass ich mein Ziel in jedem Fall erreiche. Diesmal hängt der Teufelslappen in Bayonne. Gnadenloser Verkehr - die Abgase rauben dir den Atem und es geht immer steil auf und ab.
Der letzte Kilometer: Biarritz "Mondäner gehts wohl nicht...", denke ich, schraube mich hügelan am Casino vorbei und lande am Quai de la Grande Plage. Setzen; Meer gucken, genießen und Schluss.
Die Russische Orthodoxe Kirche in Biarritz
Am Strand von Mimizan Plage
An der Landstraße hinter Lit-Et-Mixe
Am Lac Marin D'Hossegor
Am Lac Marin D'Hossegor
Der Hafen von Capbreton
Am Lac Marin D'Hossegor
Quai de la Grande Plage in Biarritz
Der Atlantik in Biarritz
Tag 17
Bordeaux - Mimizan Plage
Atlantik.
19.09.2016
Endlich am Meer
Bordeaux liegt schnell hinter mir und ich merke, dass ich mich gut erholt habe. Bei bedecktem Wetter haue ich rein und freue mich des Lebens.
Auf ebener Strecke geht es durch den Parc naturel régional des Landes de Gascogne, vorbei am Étang de Biscarrosse Et de Parentis, Mimzan Plage entgegen.
Vor einem Restaurant in Mios treffe ich Christine und Tom Wesey. Sie sind auf ihren Rädern von Arcachon Richtung Fontainebleau, wo sie leben, unterwegs. Tom hatte eine Firma in London, die er verkauft hat und seitdem sind die Beiden mit den Rädern unterwegs - mindestens zwei große Touren planen sie pro Jahr. Im nächsten eine durch Kanada. Christine ist Französin, Tom Engländer, in Deutschland geboren. Ganz stolz sind die zwei auf ihre Räder - handmade in Paris. "Les Vélos de Patrick" steht auf den wunderschönen Stahlrahmen.
Wir unterhalten uns noch ein wenig über dies und das, fotografieren uns gegenseitig; dann wird es Zeit aufzubrechen Richtung Meer.
Vorsichtig hatte ich geplant, irgendwo Gastes zu übernachten, doch der Ozean zieht mich an wie nichts sonst.
Schon 40 Kilometer vor Mimizan glaube ich, das Meer riechen zu können. Völliger Quatsch; hier riechst du nur die Kiefernwälder, die du kilometerlang auf gerader Strecke durchfährst. Tatsächlich rieche ich nichts anderes, bis ich in Mimizan Plage einen Hügel hochfahre und dann, wie aus dem Nichts aufgetaucht, liegt der Atlantik vor dir - riesig, kraftvoll rauschend. Für mich immer wieder ein überwältigender Anblick. Rad ablegen, Schuhe ausziehen und ab ins Wasser sind eins.
Genuss auf höchster Ebene.
Christine und Tom Wesey
Meine Unterkunft in Mimizan Plage: Das Hotel de France - super
In Mios (Foto: Tom Wesey)
Atlantik.
An der Landstraße vor Parentis-En-Born
An der Landstraße vor Parentis-En-Born
Angler am Étang de Biscarrosse Et de Parentis
Tag 16
Limoges - Bordeaux / 2
Restaurant im Bahnhofsviertel von Bordeaux
18.09.
Aussteigen und sich wohl fühlen
Endlich bin ich in Bordeaux - gegen 20 Uhr steige ich aus dem Bummelzug und bin mitten im lichtdurchfluteten brummenden Bahnhofsviertel.
Reisende aus aller Herren Länder strömen aus den Bahnhof, das Geklapper der Rollkoffer übertönt fast jedes andere Geräusch. Es ist warm und trocken, alle Restaurants sind offen. Musik klingt aus allen Ecken.
Ich setze mich erst mal, trinke ein Bier und genieße die hier schon mediterrane Atmosphäre. - Irgendwie fühle ich mich jetzt wieder fit.
Das war in Limoges nicht so. Stundenlanges Warten im Bahnhof zermürbt.
Aber das ein oder andere muntert dann schon auf; die beiden älteren Herren, die mich am Eingang um Zigaretten angehen - sie verbringen ihren Tag am Bahnhof, weil er an diesem Sonntag mehr Schutz vor Kälte und Regen bietet, als die Stadt.(und natürlich mehr Leute)
Das Mädchen, das am Klavier sitzt - auf dem Instrument darf im Bahnhof jeder spielen, und die Halle mit leicht melancholischen Klängen füllt.
Ich bin´s zufrieden.
Am Bahnhof von Limoges
Im Bahnhof von Limoges
Bordeaux - Nächtliche Warteschlange vor einer Bar Tabac
Im Bahnhofsviertel von Bordeaux
Tag 16
Limoges - Bordeaux
18.09.2016
Transfer
Am morgen ist der Hals entzündet und die Nase läuft ununterbrochen. Ein Transfer nach Bordeaux ist angesagt. Der Zug fährt am Abend und ich versuche, gesund zu werden.
Gelegenheit, meinen Förderern und Sponsoren ein großes Dankeschön zu sagen.
Dem Team von Foto-Lambertin für ihre großzügige Vermittlung und Begleitung.
Fuji-Film für die hervorragend arbeitende X-Po 2.
Der ZEG für das immer bestens funktionierende Bulls-Daily Grinder.
McTrek für die Camping-Ausrüstung, die mir immer Schutz und einen erholsamen Schlaf garantiert.
Und natürlich Vodafone, ohne dessen Smart Platinum 7 wohl nur in den seltensten Fällen die Datenübertragung und das Bestücken dieser Webseite möglich wäre.
Der Kölnischen Rundschau für ihre Begleitung.
Und nicht zuletzt Thomas Houf / Abenteuer Welt, der mir so manchen wertvollen Tipp gibt.
Tag 15
Limoges
Buchantiquariat in der Rue de la Boucherie
17.09.2016
Stop
Eine Erkältung hat mich erwischt.
Ich bleibe in Limoges, liege den halben Tag im Bett bis der Regen aufhört und mache dann einen kleinen Spaziergang durch die Stadt.
Im Gegensatz zu Bourges tummeln sich hier nicht so viele Touristen und ich kann mich ein wenig auf Straßenszenen konzentrieren.
Schließlich lande ich in einer PMU-Bar. PMUS sind mehr oder weniger kleine Wettbüros. Die sind immer voll - alle starren gebannt auf die Bildschirme, auf denen die Pferderennen übertragen werden, dann auf ihre Wettzettel - meistens enttäuscht.
Eine ältere Dame sitzt an meinem Tisch, redet mit sich selbst, notiert gewissenhaft Wettergebnisse in ihr kleines Notizbuch, steht immer wieder auf, geht zur Theke, holt sich neue Wettscheine, kehrt zurück und das Spiel geht von vorne los.
Ich verlasse die Bar und ziehe mich wieder ins Bett zurück, um mich auszukurieren.
In einer PMU-Bar
An der Chapelle Saint-Aurélien de Limoges
In einer PMU-Bar
Straßenszene
In einer PMU-Bar
Straßenszene
Straßenszene
Das Rathaus von Limoges
Tag 14
Bourges
Die Kathedrale Saint-Étienne
16.09.2016
Aufenthalt
Meine Strecken sind kürzer geworden; jeden Tag an die 100 Kilometer zu radeln macht für mich nur noch wenig Sinn. Einerseits geht bei der Hetze der Genuss verloren und das Fotografieren gerät da manchmal zur Nebensache. Andererseits ist die körperliche Belastung der letzten Tage sehr hoch gewesen.
Wäre ich Stephen Rowe, der "man and his dog", würde mich das nicht stören. Doch meine Reisezeit ist begrenzt.
So entschließe ich mich, einen Bahntransfer nach Limoges zu machen.
Es stellt sich heraus, dass ich mein Fahrrad erst am späten Nachmittag mitnehmen kann - und mache unfreiwillig eine Tages-Sightseeing-Tour durch Bourges,
Place Gordaine
Blick au die Kathedrale Saint-Étienne
Place Gordaine
Place de Georges Sand
Palais Jacques Cœur
Denkmal Jacques Cœur
Tag 13
Sancerre - Bourges
Auf der D 955 hinter Les Aix-D'Angillon
15.09.2016
Wolken
Bei regnerischem Wetter verlasse ich Sancerre.
Noch einmal geht es hoch hinaus und die Steigungen zwingen mich immer wieder, anzuhalten. Unter schwerem Wolkenhimmel liegt die Bourgogne unter mir. Die Hügel in der Ferne verschwimmen im Blau-Grau. Plötzlich bricht bei Neuvy-Deux-Clochers die Sonne durch. Licht und Schatten wechseln über den Feldern und ich kann mich nicht satt sehen. Mindestens eine halbe Stunde verharre ich dort gebannt von diesem wunderschönen Spiel.
Auf lang gezogenen, jetzt nur noch leicht hügeligen Landstraßen geht es ins Licht hinein, Bourges entgegen - ein wirklicher Genuss.
Landschaft bei Neuvy-Deux-Clochers
Landschaft bei Neuvy-Deux-Clochers
Landschaft bei Neuvy-Deux-Clochers
Weinfelder bei Sancerre
Landschaft bei Neuvy-Deux-Clochers
Weinfeld bei Le Briou
Landschaft bei Neuvy-Deux-Clochers
Tag 12
Saint-Sauveur-En-Puisaye - Sancerre
Steve in Saint-Amand-En-Puisaye
14.09.2016
"Kollegentreffen"
Es geht der Bourgogne entgegen.
Die Strecke wird flacher und für heute habe ich mir nicht viel vorgenommen; Sancerre ist das Ziel.
Kurz vor Saint-Amand-En-Puisaye zieht ein wild aussehender Typ an mir vorbei. In seinem Fahrradanhänger sitzt ganz entspannt ein kleiner Hund und schaut sich die Welt an.
Ich versuche, mit den beiden mitzuhalten - das ist nicht ganz so einfach, der Kerl hat ein irres Tempo drauf.
Im Städtchen machen wir uns bekannt. Stephen Rowe ist "one man and his dog do the tour de france", kommt aus England und ist schon ein Jahr lang mit Rad und Hund unterwegs. "Ich habe mein Haus und mein Auto verkauft und bin einfach los", erzählt er bei einem Kaffee. Durch Frankreich sei er gefahren, nach Spanien, dann wieder zurück nach England; zwischendurch mal nach Hamburg und von dort nach Rügen, hinüber nach Schweden und wieder nach England und zur Tour de France wieder nach Frankreich.
Mir steht der Mund offen. Warum er das denn mache, frage ich."Um frei zu sein" sagt er einfach. Schlafen unter freiem Himmel(er mag lieber Wiesen und Felder als Campingplätze), die Natur genießen, reisen und überall Freunde besuchen, das sei alles, was er jetzt tut.
"Whow", sage ich, "da kann ich ja noch viel lernen". Der große schmale Mann schaut mich mit glitzernden hellwachen Augen strahlend an und sagt nichts.
Wir verabschieden uns "Heute Abend werde ich an der Loire speisen", sagt er noch. Ich wünsche guten Appetit und wir fahren in verschiedene Richtungen weiter.
Den Rest meiner Tour denke ich an das "frei sein" und bemerke, dass sich in den Tagen meiner Reise viel verändert hat: immer mehr löse ich mich von Alltäglichem, von Gewohnheiten, Konsum. Kleinigkeiten, wie einen Apfel zu klauen, oder Wasser zu finden freuen mich riesig. Verzicht "üben" muss ich gar nicht - immer mehr kommt das "brauche ich nicht" zum Tragen - und das ist gut so.
Oben in Sancerre gelandet "brauche" ich allerdings eines: ein leckeres Glas Weißwein, mit dem ich meinen Tag beschließe.
Die Loire in Cosne-Cours-Sur-Loire
Cosne-Cours-Sur-Loire
Die Weinfelder um Sancerre
Sancerre
Restaurant L´Esplanade in Sancerre
Tag 11
Eaux-Puiseaux - Saint-Sauveur-En-Puisaye
Brienon-Sur-Armançon
13.09.2016
Sternenhimmel
Die bislang härteste Tour liegt hinter mir. Doch was soll das Meckern; ich hab es mir ja ausgesucht.
Auf und ab, auf und ab, 104 Kilometer lang. Drei Fotos mache ich auf der ganzen Tour - zu sehr bin ich mit dem Fahren und mit der Krafteinteilung beschäftigt.
Zu später Stunde ist der Campingplatz erreicht, die freundliche, etwas dickliche Consierge versorgt mich mit Bier - trinken, essen - schlafen. Aus.
Um fünf Uhr wache ich auf, es ist stockdunkel - ich schaue in den Himmel und über mir nichts als die Sterne.
Das habe ich so seit 40 Jahren nicht gesehen.
Sternschnuppen durchkreuzen den Himmel und ich wünsche mir was. Noch mehr kommen und ich bedanke mich. "Das ist genug", sage ich dem Himmel und denke "Bist du verrückt, mit dem Himmel zu sprechen?"
Die Erinnerung an das Gespräch mit Guy de Beer kommt hoch, der einen Bauern fragte, wie er sich denn so auf dem Feld fühle. "Da", antwortete der, "bin ich mit allen Dingen verbunden und eins mit der Erde, den Tieren, dem Himmel - ich bin eins mit allem!" Genau so geht es mir an diesem frühen Morgen.
Tag 10
Soulaines-Dhuys - Eaux-Puiseaux
Bei Ruvigny
12.09.2016
Heat
Montags ist Friseusentag auf den Dörfern in dieser Gegend - oder ist das in ganz Frankreich so?
Jedenfalls hier hat kein Geschäft auf - Bars und Restaurants sind geschlossen, sofern es in den Flecken und Fleckchen, die ich durchfahre, überhaupt so etwas gibt.
Meine letzten Vorräte sind aufgebraucht und ich bekomme Angst vor dem Hungerast.
Die Strecke unterscheidet sich auf den ersten rund 40 Kilometern nicht von der gestrigen: Land - Land - Land. Für mich enervierend.
Gegen Mittag steigt die Temperatur über die 30 Grad-Marke - es wird gefühlt jede Minute wärmer, am Nachmittag wird es an die 38 Grad werden.
Endlich finde ich in Dienville eine offene Bar. Bier und Wasser tanken (übrigens nährt ein Bier beim Radfahren enorm - eines zuviel ist natürlich tödlich) ist angesagt. Der Wirt staunt nicht schlecht, als ich ihm seine halbe Auslage an Schoko- und sonstigen Riegeln abkaufe. - Der Hungerast hat sich damit erledigt.
Kurz hinter Dienville stoße ich auf eine riesige Stauseenplatte, die sich kilometerlang hinzieht. Um den Lac Du Temple und den Lac D'Orient führt ein asphaltierter Rad- und Fußweg neben aufgeschütteten schwarzen Basaltsteinen entlang. 35 Grad. Hitzeflimmern über dem Weg - Knochenarbeit.
38 Grad - ich mache Pause und sehe ein Pferd, das sich schattensuchend an eine Wand lehnt und geduldig ausharrt. "Vernünftig", denke ich und ziehe in der prallen Sonne weiter.
Der Rest ist schnell erzählt. Über hügelige Strecke geht es dem Ziel entgegen, ich nehme jede Steigung im Kreuzgang; das spart enorm Kraft und tut nicht so weh.
30 Grad, 20 Uhr; 116 Kilometer sind geschafft - und ich auch.
Feld bei L'Étape
Am Lac Du Temple
Rettung: Bar Tabac in Dienville
Die Seine in Saint-Julien-Les-Villas
Die Kirche von Saint-Léger-Près-Troyes
Tag 9
Chalons en Champagne - Soulaines-Dhuys
11.09.2016
Landpartie
Eine Tour, die mir wenig Reize bietet, dafür aber staubtrockene Luft und daher einen enormen Wasserverbrauch.
Es geht über Land; unendlich breiten sich bereits abgemähte Felder vor mir aus
Immer wieder kreuze ich die Marne, durchquere 30 Orte, die alle wie ausgestorben wirken und von außen betrachtet jeder für sich wirklich hübsch ist. Vielleicht liegt es daran, dass Sonntag ist, denke ich. Aber die zahlreichen "Zu Verkaufen-Schilder" an den Häusern lassen anderes vermuten.
Keine einzige Bar hat geöffnet, bis auf eine Bar Tabac in Soulange, wo ich einen Kaffee nehme und der Wirtin beim Pastis-Trinken zusehe.
Es ist Mittag und fürchterlich heiß. Gegenüber der Bar lasse ich mich auf dem Marktplatz unter einem Holzdach nieder und halte ungestört ein Nickerchen.
Weiter geht´s - unendlich ziehen sich die Straßen - alle paar Kilometer halte ich an einem Bauernhof und bitte um Wasser.
Irgendwie will ich nicht mehr - die Beine treten von alleine weiter und ich starre vor mich auf den Asphalt.
Doch dann fahre ich über die Voire bei Villeret - ein wunderschöner Anblick, der mich aufmuntert. Ein Schild zeigt mir, dass ich mich im parc naturel régional de la forêt d'orient befinde, den ich jetzt die letzten Kilometer durch kühlenden Wald durchfahre, um schließlich ermattet und doch ein wenig stolz darauf, es durchgehalten zu haben in Soulaines-Dhuys lande.
Die Voire bei Villeret
Kirche in La Chaussée-Sur-Marne
Die Marne bei Ablancourt
Landschaft bei Soulanges
Weinfelder bei Trépail
Tag 8
Chalons en Champagne
8. Tag
Pause
Eine Woche bin ich jetzt unterwegs.
Zeit, die Erlebnisse revue passieren zu lassen und vor allem die jetzt doch müden Beine zu schonen. Chalons en Champagne ist dafür der richtige Ort. Der morgendliche Spaziergang durch die Stadt und der Einkauf auf dem Markt tun gut.
Die Voire bei Villeret
Tag 7
Guignycourt-Chalons en Champagne
Weinfelder bei Trépail
09.09.2016
In der Champagne
Wie sehr hatte ich mich gefreut, den ganzen Tag entlang des Canal de L'Aisne À la Marne zu radeln. Doch schnell zeigt es sich, dass das nicht möglich ist, denn die Wege entlang dieses Gewässers sind nicht gerade vom Feinsten und ich fürchte um meinen Hintern und um die Speichen. Also nehme ich die Landstraßen, die mich über Condé-Sur-Suip und Orainville zunächst nach Reims führen.
Welch eine Stadt! Zur Mittagszeit brodelt hier das Leben; jedes Restaurant und Café am Place Drouet D'Erlon ist bis zum letzten Platz besetzt, Mittagspäusler und Touristen nehmen ausschweifend ihre Menues ein; so manche mit einem Glas Champagner.
Am Place Du Cardinal Luçon, gegenüber der eindrucksvollen Cathédrale Notre-Dame de Reims dasselbe Bild. Leider kann ich sie nicht so eindrucksvoll fotografieren, denn die Fassade wird derzeit restauriert. Doch Kölnern ist so etwas ja geläufig.
Wie das so mit Durchreisenden ist, bleibt mir nicht die Zeit, zu verweilen und Eindrücke zu sammeln. Irgendwann einmal werde ich hier ein Wochenende verbringen.
Da ich langsam die Anstrengung der letzten Tage spüre, versuche ich auf der stark befahrenen N44 den Weg nach Chalons zu kürzen. - Keine gute Idee. Nach dem Besuch des Forts Pompelle, einem Teil des Festungsrings um Reims, der in den 1870er Jahren errichtet wurde und heute als Museum ausgebaut ist, suche ich das Weite und fahre auf kleinen Landstraßen weiter, bis ich bei Sillery auf den Canal de L'Aisne À la Marne treffe. Wunderbar ist es, ihn auf glatter Fahrbahn entlang zu fahren. Doch auch hier muss ich immer wieder von ihm weg. Dabei muss ich gute fünf Kilometer steil hügelan fahre, bekomme einen Hungerast und verliere die Lust. Brot, Wurst und Wasser beheben den "Schaden", ich fahre die letzten Meter hoch und dann habe ich die Champagne vor mir. "Ja", denke ich, "hier wird es angebaut, das gute Zeug". Kilometer lang erstrecken sich bei Trépail die Weinfelder vor mir. Ich kann mich nicht satt sehen.
Rasend schnell geht nun die Abfahrt nach Vaudemange, wo ich wieder auf den Kanal treffe. Keine Steigung mehr, keine Anstrengung. Nur noch glatte Bahn; Angler, Ausflügler, Boote - absolut relaxtes Leben hier.
In Condé-Sur-Marne wechsele ich das Gewässer. Gute 20 Kilometer geht es jetzt den Canal Latéral À la Marne auf teils unebener Strecke pielgeradeaus Chalons en Champagne entgegen und dann sind weitere 97 Kilometer geschafft.
Kathedrale von Reims
Kathedrale von Reims
Place Drouet D'Erlon in Reims
Am Canal de L'Aisne À la Marne bei Sillery
Am Canal de L'Aisne À la Marne bei Vaudemange
Place Drouet D'Erlon in Reims
Weinfelder bei Trépail
Reims - Fort Pompelle
Tag 6
Malgretout-Guignycourt
Blick zurück auf Sery; vor mir wird die Landschaft flacher, ich glaube, ich habe es geschafft.
08.09.2016
Raus aus den Ardennen
Am Morgen nehme ich Abschied von Guy Bedeer.
Gut erholt setze ich die Fahrt nun auf dem richtigen Weg fort.
Die ein oder andere heftige Steigung ist auf den ersten fünfzehn Kilometern zu überwinden, doch in Gedanken noch immer bei gestern Abend fällt mir das nicht besonders schwer. Endlich habe ich Signy-L'Abbaye erreicht, versorge mich dort in einem kleinen Supermarkt und fahre von da ab mit einigen kleineren Steigungen nur noch bergab, was meinen Beinen unendlich gut tut.
Vielmehr gibt es von dieser Tour eigentlich nicht zu berichten, außer, dass ich mich freue, nicht mehr so hart klettern zu müssen. Die kleinen Orte, die ich passiere sind zwar hübsch, aber keine Menschenseele ist zu sehen - schade, Aber Gyu erzählte mir gestern schon von der großen Landflucht in der Region.
Ungefähr bei Aire ist der Fluss L'Aisne erreicht, den ich immer wieder begleite und kreuze.
Die Fahrt ist heute nur rund 72 Kilometer kurz und so erreiche ich noch im hellen Sonnenschein den Campingplatz von Guignycourt.
Der großzügig angelegte Platz, direkt an der L'Aisne gelegen, ist ein wahres Paradies für Urlauber. Im Restaurant bekomme ich eine wagenradgroße Pizza, von der ich zu Hause sicher nur die Hälfte gegessen hätte. Aber heute putze ich sie weg, wie nichts. Und dann kommt die große Müdigkeit.
La Neuville-Lès-Wasigny
L'Aisne
Signy-L'Abbaye
Sey
Supermarkt in Signy-L'Abbaye
Landschaft bei La Sauge Aux Bois
Sery
Ehrenmal bei Herpy-L'Arlésienne
Tag 5
Revin-Malgretout
In den Ardennen bei Rocroi über dem Bassin de Whitaker
07.09. 2016
Verloren in den Ardennen
Im Morgendunst starte ich in Revin, suche dort noch ein Frühstück, aber nix da, ein Kaffee in der Bar Tabac und ein paar Müsliriegel müssen reichen.
Guignicourt ist das Ziel, die Strecke runde 100 Kilometer lang.
Es war klar, dass es eine Klettertour werden würde - zumindest die ersten 30 Kilometer.
Tapfer erklimme ich auf der Landstraße den ersten Anstieg und blicke hinunter zu einem kleinen Stausee, an dem ein Kraftwerk der Electrcité de France betrieben wird und denke so bei mir, dass ich das heute mit der erworbenen Kondition gut schaffen werde. Doch kurz danach verfahre ich mich, lande auf einem Landwirtschaftsweg und bin im Nirgendwo. Das Gps-Gerät zeigt, dass die Richtung o.k. ist, aber was jetzt kommt ist hart, richtig hart. über Stock und Stein geht es immer steil nach oben; Wegstücke mit bis zu 20% Steigung müssen überwunden werden - lange Strecken muss ich schieben. Mir bleibt nur bei den dringend notwendigen Pausen Zeit, die wunderbare Berglandschaft um mich herum zu genießen. Ich schwitze wie verrückt und meine Wasserflaschen sind fast leer. Leichte Panik kommt hoch, denn hier ist nichts; nur Weiden, Hügel, Felder und ab und an ein verlassener Hof.
Endlich finde ich in Tremblois-Lès-Rocroi meinen Weg wieder. An der Landstraße kommt die Rettung: ein Restaurant "Les Routiers". Da stürme ich rein; Wasser tanken und ein wirklich vorzügliches Menue bringen mich wieder auf die Beine.
Die Laune ist wieder gut und ich fahre ermutigt weiter. Wieder gehts schief, ich lande erneut auf kleinen Seitenstraßen; na ja, stundenlang auf und ab, steil und steiler, fahren, schieben, fahren, schieben - mein Gps zeigt, dass ich mich in der richtigen Richtung bewege. Kein Mensch weit und breit, es ist schon Nachmittag - irgendwie bin ich im Niemandsland.
Die Rettug scheint gekommen, als ich im winzigen Flecken Le Faluel einen Bauernhof finde, wo mir eine bezaubernde Dame Wasser reicht. 40 Kilometer liegen an diesem Punkt hinter mir und ich entschließe mich, noch gut drei Kilometer weiter nach Signy-L'Abbaye zu fahren, um dort Unterkunft zu finden. Doch der Weg, den ich befahre ist ein Wanderweg; er führt über Wiesen und Felder; kaum ist der Pfad zu erkennen. Ich schleppe mich in der Hoffnung eine Straße zu finden eine Weide hoch und stehe vor einem unüberwindbaren Loch. Vier Kilometer zurück finde ich an einem Haus in Le Faluel das Zeichen der Jakobspilger, die Muschel. Es ist die Herberge Le Clos du Faluel.
Guy Bedeer öffnet mir, schaut mich fröhlich an, sein Hund springt freudig an mir hoch. Ich bin gerettet. "Den Weg zu fahren ist unmöglich; morgen musst Du zurück zur Straße", sagt er als erstes und dann gibt´s Bier und eine warme Dusche.
Am Abend sitzen wir auf der Terasse des Anwesens, auf dem Bedeer als Mitglied der hier gegründeten Genossenschaft Wein anbaut, genießen ein hervorragendes Essen und unterhalten uns so gut es geht in Englisch, Französisch und Flämisch.
Vor sieben Jahren ist Guy von Antwerpen hierhingezogen, um "runterzukommen" und mit den Leuten hier zu leben, die, wie er sagt, anders als Großstädter, eines begriffen haben und das auch leben: "ohne den anderen bist du nichts".
Lange haben wir noch dort gesessen, geredet, die Welt betrachtet, den Abendgesängen der Vögel zugehört, die Stille genossen und die Sterne betrachtet.
Schöner kann ein Tag nicht enden.
In den Ardennen bei Rocroi über dem Bassin de Whitaker
Les Routiers in Tremblois-Lès-Rocroi
Bei L'Échelle
Bei Lépron-les-Vallées
Guy Bedeer
Bei Laval-Morency
Tag 4
Namur-Revin
Dinant Skyline mit Zitadelle
06.09.
Romantik pur
Jetzt wird´s richtig romantisch an der Meuse.
Tief eingeschnitten in die dicht bewaldeten Hügel der Ardennen fließt sie ruhig dahin. Immer wieder treten massive steile Felsstücke hervor, die Kletterer anziehen.
Gemächlich fahren Boote den Fluss hinauf und hinab, träge ahlen sich Urlauber auf den Sonnendecks - auch eine Art zu reisen, denke ich und spiele mit dem Gedanken, mich ein Stück mitnehmen zu lassen. - Doch was soll´s.
Profondeville scheint ein wahres Mekka für Fluss-Urlauber zu sein. Boot an Boot liegt an der Uferpromenade, Angler stehen am Fluss und Wasserskifahrer lassen sich ziehen.
Mich zieht es weiter, der Weg führt immer am Fluss entlang - das hat eine enorm entspannende Wirkung; kein Verkehr stört und die Leute, denen ich begegne sind gelassen und freundlich.
Nach einer Biegung blicke ich auf die beeindruckende Zitadelle von Dinant, grüße kurz vor der hinüberführenden Brücke Herrn De Gaulle, der hier mit einer überlebensgroßen Statue verewigt ist und mache Pause in einem kleinen Cafe´ an der Uferpromenade.
Gemächlich ziehe ich weiter, passiere Anseremme und Waulsort und überschreite ohne es zu merken bei Heer die Grenze nach Frankreich.
Hinter Givet trenne ich mich vom Fluss, um den Weg zu kürzen und merke, was Mittelgebirge heißt. Die Landstraße führt über steile gerade Anstiege mit bis zu 13%, (die ersten tun noch weh) doch die rasanten Abfahrten machen mir wie immer Spaß.
In Vireux-Molhain lande ich wieder an der Meuse. Im Abendlicht spiegelt sich die Stadt im Fluss.
Es ist spät geworden und ich muss die letzten Kilometer Gas geben, um mein Zelt im Hellen aufbauen zu können. Doch das ist leichter gesagt, als getan, denn von Fumay geht es noch einmal gemein steil hoch bis zu meinem Zielort Revin, wo ich direkt am Fluss gelegen Unterkunft finde.
Dinant - Charles-de-Gaulle-Denkmal
Die Ecluse de Houx
Chateau de Freyr bei Anseremme
Wasserski auf der Maas bei Profondeville
An der Maas bei Profondeville
Bick von Vireux-Molhain auf Vireux-Wallerand
Wasserski auf der Maas bei Profondeville
An der Maas bei Wépion
Gievet - Place Méhul
Tag 3
Eisden-Namur
Canal Albert
05.09.2016
Ein Tag am Canal Albert und der Maas
Regen und Sturm sind vorbei, auf geht´s Richtung Belgien.
Vorgestern erschien mir die Maas noch so romantisch. Ist sie aber auf dem Teil meiner Strecke nicht.
Hier ist sie ein Industriegewässer; vielmehr zunächst der Canal Albert, der parallel verläuft, an dessen Ufern Werften und Industrieanlagen liegen. Es ergibt sich so mancher eindrucksvolle Blick.
Bei Lixhe überfahre ich die Grenze und merke sofort eine einschneidende Änderung. Wirkte das niederländische Eijsden noch gemütlich und wohlhabend, ist hier auf den ersten Blick alles eine gewaltige Nummer ärmer. Ich merke das allein schon am Radweg des Canals entlang und später an den engen und nicht gepflegten Schutzstreifen entlang der Landstraßen.
Manchmal mache ich einen kleinen Schlenker durch die Orte, fahre ein Stück durch Haccourt oder Pontisse. Überall dasselbe Bild: grau in grau stehen die Häuser hier; manchmal denkt man, sie seien schon lange nicht mehr bewohnt. Doch sie sind. Hinter vergilbten Gardinen schaut hier und da ein Gesicht.
Mit schnellen Beinen fahre ich nach Lüttich und habe hier eine wunderbare Sightseeing-Tour immer an der Maas lang. In Jemeppe mache ich eine kurze Rast, und es wird endlich richtig warm und die Sonne bricht hervor. Ich passiere Ramioul, Engis und Amay und lande in Tihange. Gewaltig stehen die riesigen Türme des umstrittenen Atomkraftwerkes direkt vor mir und blasen weißen Dunst in den Himmel. Erschreckend ist das. In vielen Fenstern habe ich Aufkleber "Stop Tihange" gesehen. Unbewusst versuche ich hier nicht tief einzuatmen und mache, dass ich weiterkomme.
Lande in Huy, verweile auf der Pont Roi Baudouin und betrachte den wunderschönen Altstadtkern, drehe mich um und sehe über den Fluss hinweg die qualmenden Türme von Tihange. Welch ein Gegensatz.
Es ist spät geworden und ich trete nochmal richtig rein, um in Namur Unterkunft zu finden. Hier gibt es keinen Campingplatz und im Kern nur das Hotel de Flandre. Ich beisse in den sauren Apfel und checke sündhaft teuer ein.
Am Canal Albert
Atomkraftwerk Tihange
Canal Albert bei Oupeye
Lüttich vom Quai Churchill aus gesehen
Wohnhaus am Canal Albert in Vivegnis
Huy
Schleuse zwischnen Canal Albert und Maas
Bahnhof von Namur
Tag 2
Eijsden
Zwangspause auf dem Campingplatz de Oosterdriessen
4. September
Regen Sturm und Gewitter
Mitten in der Nacht fängt es an zu regnen. Es hört nicht auf.
Es schüttet wie aus Eimern und gewittert. Am Vormittag kommt auch noch Sturm auf und ich entschließe mich hier zu bleiben.
Da es einige technische Probleme gibt, bin ich froh, hier geblieben zu sein.Das kann ich jetzt in Ruhe lösen.
Am Abend hört der Regen auf und ich bin guter Hoffnung, morgen wieder auf Tour zu sein.
Tag 1
Köln - Eijsden
03. September / die Fahrt
noch ist es bedeckt aber gute 21 Grad; und ich trete rein.
Seit April bin ich nicht mehr beladen gefahren und habe meine Schwierigkeit mit dem Gewicht.
Wozu ich auf der ersten Tour 4 Tage gebraucht habe, macht mir allerding diesmal kein Problem:
Nach den ersten 20 Kilometern stellt sich mein Rythmus ein und ich fühle mich frei und auf Reise.
Mit guter Geschwindigkeit durchquere ich die Bergheimer Gegend, fahre durch das ehemalige Braunkohlegebiet durch renaturierte Landschaften dem Aachener Land entgegen.
Es ist warm geworden, die Wasserflaschen leer. Ich halte in Alsdorf vor einem Kiosk, versorge mich und pausiere und lerne einen älteren Herrn kennen, einen ehemaligen Bergmann, der sein Leben unter Tage verbracht hat. Der guckt mich an "Wo kommste her ... un wo willste hin?" Ich sags ihm. "Do bis doch nich ganz neu." sagt er im schönsten Aachener Platt. Er gibt mir ne Dose Bier aus und erzählt seinen Traum: "Wenn ich Geld hätt, würd ich mir ´n Pferd kaufen, meinen Hund schnappen und um die Welt reiten." "Sind wir nicht alle nich ganz neu?" frage ich. Wir lachen, er wünscht mir alles gute und ich bin weg.
Und bin plötzlich in Holland. Das merke ich vor allem an den hervorragend ausgebauten Radwegen. Das sind richtige Autobahnen....könnten wir uns zu Hause ne Scheibe von abschneiden.
Das Licht fällt schräg auf die Landschaft um Kerkrade. Jetzt steige ich immer mal wieder ab um zu fotografieren, vergesse die Zeit und verliere mich - Ein Traum-Spätsommertag.
20 Kilometer vor Eijsden erwischt es mich. 20% Steigung. Für mich nach 90 Kilometern und 20 Kilo Gepäck nicht zu fahren. Ich schiebe, bleibe stehen, schiebe gefühlt eine Stunde lang. Lande auf der Höhe - endlich geht´s runter - in rasender Fahrt dem Campingplatz entgegen.
Abpacken, Zelt aufbauen - Minutensache im Dämmerlicht. Ich packe die Brote aus, die Annette mir in der Früh gemacht hat, leckere Hasenbrote sind das jetzt, setze mich an die Maas und speise.
Dunst steigt hoch über dem Wasser; auf der anderen Seite höre ich Kinder übermütig und fröhlich spielen. Es ist dunkel, nur hier und da ein Licht auf der andern Seite spiegelt sich im ruhigen Wasser. Grau in grau die Schattirungen. Still sitze ich da und habe irgendwie ein Huckleberry Finn-Feeling.
03. September 2016, 7 Uhr
Letzte Vorbereitungen.
Dazu gehört die tägliche Zeitungslektüre. "Meise auf Reise" [http://www.rundschau-online.de/region/koeln/-meise...] freut mich heute besonders.
Vielen Dank, Kollegen.
Tag 0
Köln
Aufgepackt und abfahrbereit.
Foto: Stefan van Almsick
02. September 2016
Muffensausen
Nach meiner Radtour Köln-Berlin folgt am 3. September die Tour Köln-Madrid.
Sicher bin ich heute ein wenig „erfahrener“, aber die über vier Mal so lange Tour beängstigt mich jetzt. „Angst vor der eigenen Courage“ nennt man das wohl. "Is normal", sagen Kumpels, die ähnliches unternommen haben; "da freust du dich während der ganzen Vorbereitung - und ein paar Tage vor dem Start kommt die große Flatter. Aber sitzt du erst mal auf dem Rad, ist das vorbei." ... Ich will´s mal glauben.